Jugendförderung im Segelflug – Worauf es ankommt

Jugendförderung im Segelflug – Worauf es ankommt

Veröffentlicht von , 19. Juni 2012

VON KARSTEN WOLTERING

In den meisten Segelflugvereinen hört die Ausbildung von Flugschülern in dem Moment auf, wenn die zumeist Jugendlichen ihren Luftfahrerschein erhalten. Dies ist lange Zeit auch bei der Luftsportgemeinschaft Steinfurt (LSG Steinfurt) in Borghorst-Füchten der Fall gewesen.

Jugendliche gehen nach der schulischen Ausbildung eh zum Studium in eine andere Stadt. So zumindest kann man dies immer wieder hören. Bei vielen Jugendlichen ist dies ja auch der Fall. Wir stellten uns daher die Frage, wie man eine Bindung an den Verein erreichen kann, dass eben nicht automatisch mit Studium oder Berufsanfang die Zugehörigkeit zum Verein endet. Unsere Werkstattcrew schaltete sich in die Diskussion mit einem möglichen Lösungsansatz ein: Könnte der Schlüssel zum Erfolg nicht in einer anderen Art der Nachwuchsförderung liegen?
Obwohl bei der Wartung und Instandsetzung unserer Flotte (sechs Segelflugzeuge, zwei Motorsegler und ein UL) jede helfende Hand benötigt wird, wurde schon in der Vergangenheit bewusst darauf geachtet, wer sich in der Werkstatt besonders geschickt anstellte und wer besser mit anderen Aufgaben außerhalb der Werkstatt betraut werden sollte. Dabei zeigten einige Jugendliche ein wirklich bemerkenswertes handwerkliches Geschick und Engagement, das weit über bloßes Waschen und Polieren hinausgeht.
Eine Gruppe von vier Jugendlichen stellte dann irgendwann den Harten Kern der Werkstattjugendlichen dar. Aus Sicht der Werkstattcrew sollten diese vier unbedingt zum nächsten Lehrgang für Holz- und Gemischtbauweise und zum Grundmodul geschickt werden.

Die Werkstattcrew erhoffte sich dadurch folgende positive Effekte:

  • Signalwirkung innerhalb des Vereins – insbesondere innerhalb der Jugendgruppe
  • Steigerung der Motivation bei allen
  • Weiteres technisches Personal, das in naher Zukunft bei der notwendigen Grundüberholung unserer ASK13 zur Verfügung stehen würde
  • Aufwertung der Werkstattarbeit
  • Mehr Mitglieder, die als Multiplikatoren innerhalb des Vereins für einen anderen Umgang mit Vereinseigentum stehen und dies leben
  • Mehr Verständnis innerhalb des Vereins für Camo und Pilot-Owner-Maintenance-Regelungen

Ein Vorstoß der Werkstattcrew in Richtung Vorstand fand anfangs keine übertriebene Zustimmung, standen doch Lehrgangsgebühren und Fahrtkosten in Höhe von rund 1.000 Euro im Raum. Mit der Volksbank Nordmünsterland konnte aber ein Sponsor gefunden werden, der von dieser besonderen Jugendförderung überzeugt werden konnte. Eine frühzeitige Anfrage in der Geschäftsstelle des DAeC NRW zeigte uns jedoch, dass so eine große Anzahl an Teilnehmern aus einem Verein nicht ganz unproblematisch sei. Nachdem wir aber unser Konzept der Nachwuchsförderung und Vereinsbindung erläutern konnten, bekamen wir auf dem Verbandstag in Kamen das endgültige „Go“! Die Freude bei den Jugendlichen war natürlich riesengroß, standen Ihnen doch zwei interessante Wochenenden bevor. Dass der Lehrgang bei den Quax-Fliegern in Lippstadt stattfinden sollte, erhöhte die Vorfreude.
Am 14./15. und 21./22.01.2012 war es dann soweit. Nach der theoretischen Ausbildung wurde geschäftet und geleimt. An Flugzeugen wurden Schäden begutachtet und besprochen, wie man diese beheben müsse. Voller Begeisterung und voll positiver Eindrücke berichteten die Jugendlichen nach Ihrer Rückkehr vom Lehrgang. Dabei berichteten sie, was sie alles erlernt hatten. Auf einmal war sogar ein Grunau Baby wieder ein „supergeiles“ Flugzeug – Verstehen von Technik prägt. Ein besonderes Lob gilt dieser Stelle allen Verantwortlichen der Quax-Flieger, die unsere jungen Mitglieder so herzlich betreut und ausgebildet haben.
Was haben wir nun mit diesem Lehrgang erreicht?
Zunächst haben wir nun vier Jugendliche, die hoch motiviert und mit entsprechendem Sachverstand in der Werkstatt mitarbeiten. Zudem konnten wir feststellen, dass andere Jugendliche dem Beispiel folgen und sich durch eigene Motivation einbringen, Interesse zeigen an der Werkstattarbeit zeigen und sich Dinge erklären lassen.
Was die Mitgliederbindung angeht werden wir sehen, was uns die Zukunft bringt.
Für das Miteinander von „Jung und Alt“ hat es aber schon eine Menge gebracht. Unsere Jugendlichen fühlen sich noch mehr akzeptiert und es macht allen noch mehr Spaß sich auf die neue Saison vorzubereiten!