Kameratechnik und Praxistipps

Kameratechnik und Praxistipps

Veröffentlicht von , 12. Juli 2013

von Joel Wagner

Fotografieren beim Luftsport

Kaum ein anderer Sport bietet derart beeindruckende Bild- und Videomotive wie der Luftsport. Eindrücke festhalten, Freunden von seinen Erlebnissen berichten oder gutes Bildmaterial für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Verein erstellen – Anlässe zum Fotografieren gibt es viele. Vor wenigen Wochen stellten zahlreiche Kamerahersteller ihre neuen Trends auf der Photokina, der weltweit größten Fotomesse, in Köln vor. Für mich Grund genug, über sinnvolle Fotoausrüstung im Cockpit und am Boden zu schreiben.

Seit nun sieben Jahren gehören die Fotografie und das Segelfliegen für mich zusammen. Wenn ich zum Platz fahre, ist die Kamera immer dabei. Ausgewählte Motive beleben unsere Website, landen bei Flickr und Facebook und ergänzen unsere Pressemitteilungen. Begonnen habe ich damals mit einer relativ umfangreichen DSLR Ausrüstung (digitale Spiegelreflex). Gehäuse und Objektive boten in punkto Auflösung, Rauscharmut in hohen ISO-Bereichen (Lichtempfindlichkeit) und Farbbrillanz eine tolle Bildqualität und Vorteile gegenüber Kompaktkameras. Doch für den Einsatz im Cockpit oder um sie einfach während des Flugbetriebes griffbereit zu haben, ist die Kameragröße unpraktisch. Ähnliches gilt für das Fotografieren auf Reisen.
Das haben offenbar die Kamerahersteller erkannt und bieten heute leistungsstarke und deutlich kompaktere Systemkameras (Kameragehäuse mit Wechselobjektiven) an. Der Megapixelkampf scheint ausgefochten zu sein. Die Auflösung aktueller Kameras ist höher, als wir üblicherweise benötigen. Die Bildqualität ist auf vergleichbar hohem Niveau. Heute sind die Kompaktheit und die Größe des Bildsensors kaufentscheidend. Grundsätzlich gilt: Je größer der Sensor, umso besser die Bildqualität, da die Pixeldichte in der Regel geringer ist.
Doch auch Handykameras, wie zum Beispiel beim aktuellen iPhone, bieten mit ihrem winzigen Sensor eine Qualität, die für die Veröffentlichung im Web völlig ausreicht. Zu klein darf der Sensor allerdings nicht sein, da die Möglichkeit, sein Motiv vom Hintergrund freizustellen, bei kleineren Sensoren abnimmt (siehe unten).

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Kompakte Systemkameras

Der Verzicht auf einen optischen Sucher mit Spiegelkasten spart Platz und reduziert die Größe von Objektiven und Kameragehäusen. Fast alle Hersteller bieten inzwischen ihr eigenes kompaktes System an – jeweils mit mehr oder weniger großen Unterschieden. Besonders interessant sind aus meiner Sicht die Systeme von Olympus / Panasonic, Fujifilm und Sony. Alle drei Hersteller folgen dem aktuellen Retrotrend und bieten ihre Gehäuse in klassischem Design an. Für die X-Pro1 von Fujifilm sprechen die hohe Bildqualität des Sensors, der optische Sucher und praktische Bedienelemente für Verschlusszeit und Belichtungskorrektur. Die OM-D von Olympus punktet mit einem tollen Autofokussystem, einem Klappdisplay und breitem Objektivangebot. Die Kompaktheit ist von anderen Systemkameras kaum zu übertreffen. Der Sensor wird in fünf Bewegungsachsen stabilisiert. So entsteht im Videomodus und beim manuellen Fokussieren ein angenehm gedämpftes Sucherbild.
Ich habe mich aufgrund der größeren Flexibilität für die Olympus OM-D und das 25mm/1.4 Objektiv von Panasonic bzw. Leica entschieden. Die ersten Gehversuche mit einem völlig neuen Bedienkonzept, einem anderen Bildformat (3/2 vs. 4/3 bei der Olympus) und einer neuen Farbcharakteristik im Vergleich zur Nikon sind vielversprechend.
Worum es mir geht: Für gute Fotoergebnisse beim Luftsport ist nicht die sündhaft teure Profiausrüstung mit lichtstarken Zoomobjektiven erforderlich. Bei uns kommt es auch auf geringe Abmessungen und einfache Bedienbarkeit an.

Festbrennweiten – preiswert und kompakt zugleich

Der Verzicht auf die Zoomfunktion sorgt für bewussteres Fotografieren und damit für bessere Fotos. Wer ernsthaft und mit einem gewissen Qualitätsanspruch fotografieren möchte, beginnt am besten mit einer Festbrennweite zwischen 35 und 50 Millimeter Brennweite (umgerechnet auf das Kleinbildformat). Diese sind vergleichsweise preiswert, klein, lichtstark und bieten eine tolle Bildqualität. Ihr könnt eure Ausrüstung später um ein Weitwinkelobjektiv (24 bis 28 Millimeter Brennweite) und ein Teleobjektiv (ab 90 Millimeter Brennweite) ergänzen.

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Noch ein paar praktische Tipps

Wer es noch nicht getan hat, der sollte sich mit dem Zusammenhang von Blende und Belichtungszeit vertraut machen. Überlasst nicht alles der Kamera, sondern fotografiert zum Beispiel in der Zeitautomatik (A-Modus). Dabei wählt ihr die Blende zur Gestaltung der Schärfentiefe. Mit einer kleinen Blendenzahl (große Blendenöffnung) könnt ihr euer Motiv schön vom Hintergrund freistellen.
Sucht nach Details, die in Summe die Stimmung bei euch am Platz widerspiegeln. Macht euer Foto interessant, indem vermeintlich unwichtige Dinge im Fokus sind, wie zum Beispiel beim Titelbild dieser Ausgabe.
Achtet auf eine gefällige Bildgestaltung. Beginnt zum Beispiel mit einer Drittelaufteilung – horizontal und vertikal. Dort, wo sich die gedachten Linien kreuzen, sollte das Hauptmotiv liegen. Viele Kameras bieten dazu die Möglichkeit, ein Gitternetz einzublenden.
Wichtig: Fotografiert möglichst nur im Doppelsitzer als Co-Pilot und stellt eure Kamera vor dem Start in Ruhe ein, damit alles passt. Wer durch das Objektiv schaut, hat ein eingeschränktes Sichtfeld. Passt also auch am Boden während des Flugbetriebes auf.
Mehr Inspiration
im Netz

Inspiriert euch bei anderen Fotografen. Im Netz gibt es viele Fotoplattformen, die eine Menge guter Bilder zeigen (zum Beispiel flickr.com oder 500px.com). Schaut euch an, was und wie andere fotografieren. Das macht Spaß und bringt euch auf neue Ideen.
Zeigt umgekehrt eure eigenen Fotos im Netz – auf der Vereinswebsite, auf einem eigenen Blog oder in sozialen Netzwerken.
Meine Fotos aus Langenfeld findet ihr übrigens unter www.flickr.com/lsgerbsloeh und auf unserer Vereinswebsite unter www.lsgerbsloeh.de.
Auf meinem Blog findet ihr unter joelwagner.de weitere Texte zur Fotografie und der Öffentlichkeitsarbeit. Ein letzter Tipp: Schickt uns eure besten Fotos an schorr@aeroclub-nrw.de. Wir veröffentlichen sie regelmäßig auf unserer Verbandswebsite und hier im Luftsportmagazin.
Fotografien ist ein tolles Hobby und bietet unheimlich viele Facetten. Schnappt euch die Kamera und dokumentiert zum Beispiel die Winterarbeit. Wer noch keine Kamera hat, für den sind vielleicht die oben aufgeführten Techniktipps hilfreich.