Fred Weinholtz - Neuerer, Bahnbrecher und hochgeschätzter Sportkollege

Fred Weinholtz - Neuerer, Bahnbrecher und hochgeschätzter Sportkollege

Veröffentlicht von , 16. September 2016

Wir, vom AEROCLUB | NRW, trauern um

Fred Weinholtz,
Neuerer, Bahnbrecher und hochgeschätzter Sportkollege
des deutschen und internationalen Segelflugsportes

ist nicht mehr unter uns.

Fred Weinholtz ist am 21. August im Alter von 90 Jahren in Herford gestorben. Seine beispiellose Karriere als ehrenamtlicher Sport-Funktionär begann im AEROCLUB | NRW. Sie setzte sich fort in die verantwortungsvollsten Bereiche des deutschen Segelfluges und führte zu hohen und ehrenvollen Funktionen beim internationalen, weltweiten Segelflugverband, der IGC. Auf diesem Weg seines Wirkens hinterließ Fred Weinholtz tiefe Spuren zu Fortschritten des Segelflugsportes in verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise:

  • Vereinsgründung und Vereinsführung,
  • bessere Methoden zur Segelflugausbildung und Didaktik des Streckenfluges,
  • Engagement und Zivilcourage für eine dem Segelflugsport angemessenen Struktur im Deutschen Aero Club,
  • Entwicklung und Durchsetzung von Regeln für nationale und internationale Meisterschaften bei denen, die Forderung nach Chancengleichheit im Sport, insbesondere für den Breitensport umgesetzt wurde
  • und nicht zuletzt eine größere Beachtung und Anerkennung des Segelflugsportes in der Öffentlichkeit und bei den Behörden.

Sein unermüdliches Schaffen für den Segelflugsport begann Fred im Alter von 24 Jahren, und es sollte sich über rund 65 Jahre fortsetzen. Im Folgenden soll der Werdegang von Fred Weinholtz erläutert werden. In der nächsten Ausgabe des Luftsportmagazins wollen wir eine Würdigung seines Lebenswerkes vornehmen und dazu seine Arbeit und sein Vorgehen verstehen, und uns fragen, welche Entwicklung unser Segelflugsport durch ihn genommen hat.

Fred Weinholtz wurde im brandenburgischen Genthin am 3. Juni 1926 geboren, wo er mit 14 Jahren mit der Segelflugausbildung begann. Später wurde er zur Wehrmacht eingezogen und bei der Luftwaffe als Motorflugzeugführer ausgebildet. Er kam als Pilot nicht mehr zum Einsatz, landete bei der Infanterie und dann in Gefangenschaft bis 1946. Schließlich fand er eine neue Heimat im ostwestfälischen Herford, wo er unter anderem als „beschlagnahmte Arbeitskraft“ bei der britischen Besatzungsmacht über zwei Jahre Dienst tat, was ihm, wie sich später zeigte, eine gute und nutzbringende englischsprachliche Ausbildung bescherte. Danach studierte er das Lehramt und wurde Lehrer der Volksschule in Hiddenhausen bei Herford. Dort fand er zu seinem späteren außerordentlichen Engagement für den Segelflugsport Verständnis und Anerkennung durch den Rektor der Schule, Herrn Hermann Beyer, Vater vom Bundestrainer Wolli Beyer, der ihn in selbstloser Weise beistand und unterstützte.

Gleich 1950, als der Segelflugsport von den Alliierten Besatzungsmächten wieder erlaubt wurde, wurde Fred Weinholtz Mitgründer des Herforder Vereins für Luftfahrt, Vorstandsvorsitzender und Fluglehrer seines Vereins. Über zwei Jahrzehnte begleitete er als Vorstand die weltweit geschätzte Segelflugschule Oerlinghausen. In diesem Rahmen entwickelte und lehrte er verbesserte Methoden zur Grundausbildung und zum Streckenflug.1961 engagierte sich Fred in unserem Landesverband als Mitglied der Segelflugkommission (Seko). Ab 1967 war er zusätzlich Mitglied der Bundeskommission Segelflug, der heutigen Buko und 1973 wurde Fred deren erster Vorsitzender bis er 1980 diese Funktion niederlegte und damit seine Enttäuschung über die Behandlung der Sportfachgruppe Segelflug durch das Präsidium des Dachverbandes zum Ausdruck brachte.

Trotz seiner hohen Belastung durch das Tagesgeschäft eines Seko-Vorsitzenden war er ein sehr erfolgreicher Wettbewerbspilot und mehrfacher NRW-Landesmeister sowie Teilnehmer bei Deutschen Meisterschaften. In dieser Periode vermittelte er sein Wissen zum Leistungssegelflug als Wanderprediger, wie er mal sagte, und durch seine Niederschriften über die Grundlagen des Streckensegelfluges. Ein für die damalige Zeit ungewöhnliches und selbstloses Vorgehen, in der die Allermeisten wenig Ambitionen hatten, ihr Wissen an die Konkurrenten weiter zu geben.

fred-weinholtz-wm-frauen-klix-2005

Weltmeisterschaft der Frauen in Klix 2005

In dieser Zeit vollbrachte Fred eines seiner Meisterwerke. Es war die Einführung der Clublasse in Deutschland und dann Weltweit. Es kostete ihn viele Jahre harte Arbeit beginnend mit der Idee, dann mit der Überzeugung anderer, der Findung einer demokratischen Mehrheit und bis hin zur Durchführung der Wettbewerbe. Dabei stand er am Anfang vor einer Wand der Ablehnung. All diese Arbeiten hinderten ihn nicht, sich als Protagonist zur Installation von Frauensegelflug-Meisterschaften einzusetzen. Erst in Deutschland, dann in Europa und Weltweit. Ganz so nebenbei, wie es scheint, sorgte Fred für die Ausrichtung von Weltmeisterschaften in Deutschland und beteiligte sich bei der Ausführung als Direktor. Wer es kennt, weiß, dass eine solche Funktion einen „Ehrenamtler“ ein ganzes Jahr beschäftigt.

Neben allem war Fred seit 1972 Delegierter des DAeC bei der Internationalen Segelflugkommission, IGC und ihr Vizepräsident. Diese wollte ihn 1980 gerade zum Präsidenten wählen, als er seinen Rücktritt beim DAeC erklärte und damit alle seine Ämter niederlegte. Anlass zu diesem couragierten Schritt war seine Enttäuschung über die Organisation des DAeC, die einer Verwirklichung der Aufgaben und Ziele der Sportfachgruppe im Wege stand.

Dazu schrieb der aerokurier 4/1980:
„Wie kaum ein anderer Name war der von Fred Weinholtz mit dem Kampf der Segelflieger um ihre sportliche Anerkennung auf allen Ebenen wie auch mit der Auseinandersetzung um den Freiraum des Segelfluges am bundesdeutschen Himmel verbunden. Wenn Fred Weinholtz im Namen der Segelflugkommission sprach, dann hörten Behördenvertreter ebenso aufmerksam zu wie Bundestagsabgeordnete.“

Dennoch setzte er seine Tätigkeiten außerhalb des DAeC fort, wie zum Beispiel seinen Vorsitz bei der Segelflugschule Oerlinghausen bis 1987 und auf internationaler Ebene im Rahmen der IGC, zu deren Sekretär er 1987 berufen wurde. 1997 legte er dieses Amt im Alter von 71 Jahren nieder und wurde dabei zum Ehrensekretär auf Lebenszeit ernannt.

Auch nach dieser Zeit setzte sich Fred Weinholtz für den Segelflugsport ein, indem er bei vielen Europa- und Weltmeisterschaften sein großes Wissen zu den sportlichen Regularien als Jury, Stuart und Berater der Organisation einbrachte. 1997 berief ihn die Traditionsgemeinschaft Alte Adler zu ihrem Mitglied, er wurde 2004 deren Vorstandsmitglied und 2009 zum Ehrenmitglied gewählt. Als Vorstandsmitglied des Deutschen Segelflugmuseums auf der Wasserkuppe sorgte er für die historische Pflege des Segelfluges.

Fred Weinholtz machte auch als Segelflugsportler von sich reden. Er war mehrmaliger NRW-Landesmeister und qualifizierte sich für viele Deutsche Segelflugmeisterschaften. Er errang in den sechziger Jahren die Gold-C mit drei Diamanten mit einer Ka6 und war mit 5.000 Segelflugstunden und 1.000 Motorflugstunden ein aktiver Pilot neben seinen Ehrenämtern.

Zu seinen beeindruckenden Auszeichnungen und Ehrungen gehören: das Diplome Lilienthal des DAeC, Paul Tissandier der FAI (Federation Aeronautique Federale) für besondere organisatorische Leistung, das Bundesverdienstkreuz am Bande (1975). Die Dädalus­ Medaille in Gold des DAeC, die Lilienthal-Medaille der FAI als höchste Auszeichnung der IGC (International Gliding Commission), das Yuri Gagarin-Diplom der UdSSR für besondere Verdienste der Internationalen Communication und die Czeslaw Tanskie Medaille (Polen).

Fred Weinholtz wurde geschätzt als Kollege, Funktionär und Mensch. Seine Arbeitsdisziplin, Zuverlässigkeit und Fleiß war auffällig. Seine stets bereiten Kladden für Notizen und Aufzeichnung bei Gesprächen, Sitzungen und Konferenzen, die er als sein eigener „Stenograf“ füllte, waren legendär und sind Nachschlagewerk seiner gründlichen effizienten Arbeitsweise. Seine Ansprachen waren fesselnd, inhaltsreich und die Zuhörer waren ihm dankbar. Er hatte die für „Macher“ ungewöhnliche Eigenschaft, anderen zuhören zu können. Seine Gesprächspartner fühlten den ihnen von Fred entgegengebrachten Respekt. Für seine Hilfsbereitschaft wird Fred bei Vielen in dankbarer Erinnerung bleiben. Nicht selten griff er in seine Tasche, wenn es sich Sportskollegen nicht leisten konnten. Bei allem blieb Fred Weinholtz ein bescheidener Mensch, der es uns leicht machte in seiner Nähe zu sein, ein Gespräch mit ihm zu finden und seinen Rat einzuholen. Sein Optimismus und sein Humor nahmen uns mit.

Segelflugkommission und Präsidium
AEROCLUB | NRW

fred

NRW Landesmeisterschaft 1967