Förderung Streckensegelflug mit Doppelsitzern

Text: Norbert Kühne

Förderung Streckensegelflug mit Doppelsitzern

Veröffentlicht von , 17. Januar 2023

Text: Norbert Kühne

2017 wird durch Dr. S Baumgartl (Sigi) auf dem Segelflugform NRW der Vortrag „Didaktik zum Streckensegelflug – Initiative für den Breitensport“¹ gehalten. Im Jahr darauf hat Sigi den Artikel „Der Nutzen des Doppelsitzers in den Luftsportvereinen und als Basis für den Segelflugbreitensport“ veröffentlicht². Beiden Veröffentlichungen liegen umfangreiche Untersuchungen und Befragungen zugrunde, in denen festgestellt wurde, wie wichtig und nutzbringend die Doppelsitzer für unseren Flugsport und unsere Vereine sowie deren Mitglieder sind.

Hieraus hat sich die Initiative Breitensport als Streckenflug für viele entwickelt. Gestartet mit 17 teilnehmenden Vereinen im Jahr 2017, hat sich die Anzahl der teilnehmenden Vereine in diesem Jahr auf 27 erhöht.

Die drei erstplatzierten FSV Oberhausen Duisburg e. V., der Herforder Verein für Luftfahrt e. V. und die Fliegergruppe an der RWTH Aachen e. V. haben die Doppelsitzer hierbei besonders effektiv für die Vereinsmitglieder und den Breitensport genutzt. Die Scheininhaber dieser drei Vereine haben im Durchschnitt mehr als 10 bis 20 Std Überlandflug mit den doppelsitzigen Segelflugzeugen in der Luft verbracht.

Auch die Auslastung der doppelsitzigen Segelflugzeuge im Überlandflug hat im Regelfall in den Vereinen einen erheblich höheren Wert als die der Einsitzer.

Seit 2018 wird diese Form des Breitensports durch die Segelflugkommission mit zuletzt 9000 Euro im Jahr gefördert. Als Kriterium zur Förderung hat sich die Anzahl der Überlandflugstunden mit den Doppelsitzern des Vereins bewährt. Die Überlandflugstunden sind hierbei definiert als Streckensegelflug mit mehr als 100 Punkten im OLC/WeGlide. Um die Auswertung zu vereinfachen, sollen ab 2023 nur noch die in WeGlide gemeldeten Flüge berücksichtigt werden, dem Portal, auf dem auch der Breitensportwettbewerb DMSt ausgetragen wird. Denn die Vielzahl der Portale OLC, WeGlide, online european gliding contest, um nur einige wenige zu nennen, erschwert es allen Beteiligten bei der Auswertung, alle Flüge genau einmal zu melden, dabei aber auch keinen Flug zu vergessen.

VereinsnamePreisgeld in EuroPlatzierung
FSV Oberhausen Duisburg e. V.761,53 €1
Herforder Verein für Luftfahrt e. V.599,80 €2
Fliegergruppe an der RWTH Aachen e. V.560,13 €3
Luftsport-Club Dümpel e. V.465,42 €4
Segelfluggruppe Wenningfeld e. V.459,78 €5
LSV Herne Wanne-Eickel433,07 €6
Kölner Segelflieger e. V.409,93 €7
Luftsportverein Aachen e. V.390,38 €8
LSV Hegenscheid377,94 €9
Luftsportvereinigung Meschede e. V.369,51 €10
Segelflugverein Oerlinghausen355,01 €11
PSV Köln Abteilung Luftsport340,71 €12
Luftsportverein Dinslaken Bottrop338,68 €13
LSV Egge e. V.326,77 €14
aeroclub bonn-hangelar e. V.282,56 €15
Aero Club Bad Oeynhausen-Löhne e. V.257,12 €16
LSG Lippe-Südost e. V.253,76 €17
Düsseldorfer Aero-Klub e. V.253,34 €18
LSC-Erftland e. V.247,43 €19
LSG-Beckum-Oelde-Ahlen240,72 €20
LSV Hünsborn e. V.226,35 €21
Luftsportclub Castrop-Rauxel e. V.216,17 €22
LSV Sauerland e. V.204,97 €23
Luftsportclub Hamm e. V.202,39 €24
LSC Oeventrop e. V.167,73 €25
AKAFlieg Köln e. V.131,10 €26
Luftsportverein Unna-Schwerte e. V.127,71 €27

Insgesamt haben die Piloten mehr als 4600 Flugstunden in den Doppelsitzern beim Überlandfliegen verbracht. Im Durchschnitt hat jedes Vereinsmitglied etwas über 5 Std die Doppelsitzer beim Überlandfliegen genutzt. Auch die Vereinseinsitzer sind mehr als 1800 Std durch die Piloten zum Überlandfliegen genutzt worden. Im Vergleich zu den Doppelsitzern sind die Einsitzer im Schnitt jedoch nur 2 Std je Pilot im Streckenflug genutzt worden. 

Aber nicht nur die Flugstunden wurden ausgewertet, sondern auch die Kommentare, die uns erreicht haben. Einige der Antworten möchte ich euch auszugsweise zur Verfügung stellen.

Flugstunden von Doppelsitzern im Vergleich zu Einsitzern

Dieses Jahr konnten wir mehr Mitglieder motivieren, Einsitzer zu fliegen. Die letzten Jahre sind diese meist in unserem DuoDiscus mitgeflogen und konnten auch noch während ihrer Flugausbildung erste Überlanderfahrungen als Copilot sammeln. Das doppelsitzige Fliegen hat hier also den Grundstein gelegt.

Durch den Einsatz eines Doppelsitzers mit Heimkehrhilfe haben sich die Flugstunden auf unserem Doppelsitzer signifikant gesteigert.

Einbeziehung von Piloten zum Streckensegelflug, die sonst nicht aktiv waren (75%-Kollektiv, siehe dazu Artikel „Der Nutzen des Doppelsitzers“)

Das doppelsitzige Überlandfliegen wurde vorwiegend zur Einführung von jungen Scheinpiloten durch erfahrene Piloten in die Streckenfliegerei genutzt. Darüber hinaus gab es noch 100 km-Flüge für Flugschüler mit Fluglehrer zum Ende der Segelflugausbildung.

Es kann gezielt trainiert werden. Es wurden junge Scheininhaber und fast fertige Schüler mit zu Trainingswettbewerben im Doppelsitzer genommen (Euregio-Cup). Beim auswärtigem Fliegerlager wurden die Gebirgsflugerfahrungen im Doppelsitzer weitergegeben und auf die ersten Flüge im Einsitzer vorbereitet. Vorbereitung auf weitere Wettbewerbe, die dann einsitzig geflogen wurden: Training Taktik Abflug, Ankunft/Ziellinie, etc. Generelle Einführung in den Streckenflug wird erleichtert, da die Hemmschwellen im Einsitzer doch größer sind und es konnte der Spaß im Team aufgezeigt werden.

Ältere Piloten konnten wieder für den Streckenflug aktiviert werden, da die Belastung bei einem längeren Flug im Doppelsitzer doch erheblich niedriger ist als im Einsitzer. Gleiches gilt für die Gebirgsfliegerei.

In diesem Jahr konnten insbesondere Piloten von dem Einsatz der Dosi für den Streckenflug profitieren, die aus unterschiedlichen Gründen (Medical, Alter …) sonst keine Allein-Streckenflüge haben durchführen können. Auffällig und vielleicht sogar ein direktes „Ergebnis“ der Breitensportförderung der letzten Jahre ist, dass unsere Einsitzer mit einer Überlandflugrate von fast 50 % dieses Jahr unterwegs waren. Neben dem Wetter hat nämlich sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass eine ganze Reihe von jungen Piloten (Schüler im letzten Ausbildungsabschnitt; frische Scheininhaber) erstmals das (ausgiebige) Streckenfliegen in den Einsitzern „gewagt“ haben.

Wiedereinstieg in den Streckenflug nach langer Pause oder nach „speziellen“ Erfahrungen. „Platzgeier“ konnten so herausfinden, dass das Wegfliegen vom Platz gar nicht so viel Überwindung kostet.

Einigen langjährigen PPL-Inhabern – ohne große Streckenflugerfahrung – wurden mithilfe von „Trainern“ und dem Duo Discus XLT der Weg in die Streckenfliegerei aufgezeigt. Durch die Anschaffung des Fliegers haben wir in diesem Jahr fünf Mitglieder zum Streckenflug gebracht, die zuvor teilweise Jahrzehnte nur für die Scheinerhaltung geflogen sind.

Der Doppelsitzer ermöglicht es, Vereinsmitglieder mit in den Streckenflug einzubinden, ohne die Unannehmlichkeiten einer Außenlandung direkt in Kauf nehmen zu müssen und falls doch, einen erfahrenen Streckenflieger dabeizuhaben. Besonders junge Scheininhaber können so besser gefordert und gefördert werden.

Dieses Jahr hat besonders der Einsatz des Arcus T vom Förderverein D-KNRW viele Mitglieder neu an den Streckensegelflug herangeführt.

Es gibt einige Piloten bei uns im Verein, welche ausschließlich doppelsitzig Überland fliegen. Das führt auch für sie zwangsläufig zu mehr Flugstunden, da diese Piloten ohne den Doppelsitzer deutlicher weniger fliegen würden. Weiter gibt es auch Piloten, welche generell sehr, sehr wenige Flugstunden im Jahr vorweisen können. Sie haben mit dem Doppelsitzer die Möglichkeit, mit einem Piloten besseren Trainingsstandes „am Ball“ zu bleiben.

Veränderte Gruppendynamik

Es entsteht ein größeres Gemeinschaftsgefühl durch gemeinsame Flugerlebnisse.

Unser Verein befindet sich in einem Umbruch – mit ausschlaggebend dafür war die Entscheidung zur Finanzierung eines neuen Doppelsitzers. Durch die große Nutzung des Fliegers durch verschiedene Piloten haben wir im Verein wieder mehr Leben und einen positiven Trend in allen Bereichen – auch im Vereinsleben außerhalb der aktiven Fliegerei.

Gestärktes „Wir-Gefühl“. Weg vom „Ich denken“ hin zum Teamgedanken. CRM wird gefördert, mehr Teamsport-Mentalität.

Das Konzept „Anschaffung eines Duo Discus XLT und Verkauf des Twins“ wurde von mir angestoßen und umgesetzt. Ständiger Begleiter war die Expertise von Sigi Baumgartl – ich konnte den ganzen Verein von der Finanzierung überzeugen und habe immer wieder von einer Investition der Zukunft gesprochen. Nach einem Jahr kann besonders in der fliegerischen Aktivität, bedingt durch den Duo Discus, ein positiver Trend festgestellt werden.

Die Einführung des Arcus hat dazu geführt, dass sich vor allem junge Scheininhaber leichter an den Streckenflug heranwagen und dann aber auch wieder die Einsitzer besetzen.

Wir nutzen unseren Doppelsitzer auch um Neuscheininhaber an das Thema Überlandflug heranzuführen. Das wird mit großer Begeisterung angenommen und führt letztendlich auch dazu, dass mehr Neuscheininhaber dann auch die Sicherheit haben, hinterher allein Überland zu fliegen.

Zusammenfassend gesagt: Der Nutzen des Doppelsitzers zum Streckenflug für viele scheint in immer mehr Vereinen erkannt zu werden. In diesem Zusammenhang möchte ich unsere Vereine auf den Förderverein Leistungsflug NRW e. V.³ aufmerksam machen. Dieser hat neben den Förderflugzeugen für die jugendlichen Leistungspiloten auch einen Arcus T zur Förderung des Breitensports. Die Richtlinien zur Vergabe der Segelflugzeuge können auf der Homepage des Fördervereins eingesehen werden.

Die Seko NRW wünscht eine gute Saison 2023 mit hoffentlich vielen Flügen im Doppelsitzer.


¹ https://www.aeroclub-nrw.de/wp-content/uploads/2017/05/Segelflugforum-2017-Vortrag-Baumgartl.pdf

² https://www.aeroclub-nrw.de/wp-content/uploads/Nutzen-des-DoppelsitzersLuftsportmagazin-NRW-2018-1_von-Sigi-Baumgartl-_.pdf

³  Förderverein Leistungssegelflug NRW e.V. – www.foerdervereinnrw.de