Wie europäisch ist das Fliegen?

Text, Foto: Bezirksregierung Münster

Wie europäisch ist das Fliegen?

Veröffentlicht von , 06. Dezember 2018

Text, Foto: Bezirksregierung Münster

Tante Rosalia fliegt nach Spanien

Wer nach London, Wien oder Budapest reist, der fliegt gern mit dem Flugzeug. Zahlreiche Städte in Europa sind mit dem Flugzeug aus Deutschland gut zu erreichen. Dabei wird die Fliegerei nicht mehr national geregelt. Denn nahezu 95 Prozent der Vorgaben im Bereich Luftverkehr sind EU-Vorgaben. Das bietet viele Vorteile: In vielen Ländern erhöhen sich die Sicherheitsstandards, die Vorschriften sind in allen Ländern vergleichbar, die Zusammenarbeit der Länder wird erleichtert und die Passagiere können sicher sein, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Die Regeln werden regelmäßig angepasst. Eine wichtige Verordnung, die alle Bereiche der Flugbetriebssicherheit umfasst, wurde jetzt aktualisiert. Was genau EU-weit im Bereich Luftverkehr geregelt ist, ist den meisten Passagieren gar nicht bewusst.

Tante Rosalia aus Recklinghausen

Man stelle sich eine 67-Jährige Frau aus Recklinghausen vor, die ihre Cousine in Spanien besuchen möchte. Sie heißt Tante Rosalia. Ihre Reise startet am Flughafen Dortmund. Ihr Flug nach Spanien war ein richtiges Schnäppchen. Das liegt an der deutlich größeren Auswahl an Fluggesellschaften und Verbindungen, die es gibt, seit vor 25 Jahren der europäische Luftverkehrsbinnenmarkt geschaffen wurde. Die Preise haben allerdings keine Auswirkungen auf die Sicherheit im Flugbetrieb. An den europäischen Flughäfen – egal ob groß oder klein – herrscht ein sehr hohes Sicherheitsniveau. Denn die Europäische Flugsicherheitsagentur European Aviation Safety Agency (EASA) hat einheitliche Standards erlassen, an die sich jeder in Europa halten muss. Was Tante Rosalia auch nicht weiß, ist, dass zum Beispiel Fluggesellschaften aus Nicht-EU-Ländern im Besitz einer Genehmigung sein müssen, die ihnen bescheinigt, dass sie die internationalen Sicherheitsstandards erfüllen. Außerdem müssen die Fluggesellschaften ihre Flugzeuge in Europa nach einheitlichen Kriterien überprüfen lassen, was als SAFA-Check bekannt ist. Allein im Jahr 2017 hat die Luftaufsicht der Bezirksregierung Münster in ihrem Zuständigkeitsbereich 70 SAFA-Checks vorgenommen.

Sicherheitskontrolle

Am Flughafen angekommen, gibt Tante Rosalia als erstes ihren Koffer ab. Anschließend muss sie durch die Sicherheitskontrolle für Passagiere und Handgepäck, die nach EU-einheitlichen Vorschriften abläuft. Wie kontrolliert wird, welche Technik verwendet wird und die Qualifikation des Personals ist klar geregelt. Tante Rosalia legt ihr Smartphone und ihren Regenschirm zur Durchleuchtung in die Gepäckwanne. Ihre kleine Nagelschere darf sie in ihrer Handtasche mitnehmen. Denn die Klinge ist deutlich kürzer als 6 Zentimeter. Alle Passagiere werden von den Luftsicherheitsassistenten gründlich kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass das Flugzeug mit den Passagieren sicher am Zielort ankommt.
Als sie im Flugzeug sitzt, betrachtet Tante Rosalia durch das kleine Flugzeugfenster neugierig das Treiben am Flughafen. Dort herrscht emsige Betriebsamkeit. Tatsächlich läuft alles strukturiert und professionell ab. Im Jahr 2017 wurden alle Flughäfen ab einer bestimmten Größe im Geltungsbereich der EU-Verordnung von der zuständigen Luftfahrtbehörde – in diesem Fall die Bezirksregierung Münster – gründlich geprüft. Ist alles in Ordnung, haben sie ein EASA-Zertifikat erhalten. Die EASA-Zertifizierung bestätigt, dass der Flughafen von der EASA aufgestellten einheitlichen und verbindlichen Vorgaben zur Sicherheit in der europäischen Luftfahrt erfüllt. Im Anschluss unterliegen sie einer fortlaufenden detaillierten Aufsicht speziell zu diesen Sicherheitsvorgaben.
Die Luftfahrtbehörde kontrolliert regelmäßig vor Ort, ob alle Bestimmungen eingehalten werden. Der Flughafen muss mehrere hundert Kriterien erfüllen: Wird die Qualität des Flugtreibstoffs regelmäßig kontrolliert? Wird bei schlechter Sicht der räumliche Abstand zwischen den einzelnen Flugzeugen vergrößert? Entsprechen die Kurvenradien der Rollwege und verschiedenen Sicherheitsfläche im Bereich der Start- und Landebahn den Vorgaben? Zum Beispiel müssen die farbigen Markierungen auf dem Boden klar definiert sein. Sie geben den Fahrern von Fahrzeugen und den Piloten Orientierung. Nachts werden sie durch verschiedenfarbige Lichter ergänzt. Sie werden regelmäßig kontrolliert und erneuert, weil diese Linien auch unter bei schlechter Sicht gesehen werden müssen.

Regelmäßiger Probealarm

Plötzlich ertönt eine Sirene und mehrere Feuerwehrfahrzeuge fahren mit Blaulicht zügig über das Flughafengelände. „Was ist passiert? Können wir jetzt nicht fliegen?“ fragt Tante Rosalia eine Flugbegleiterin. „Keine Sorge“, erklärt sie, „das ist nur eine Übung. Es finden regelmäßig Probealarme statt. So können die Einsatzkräfte üben. Im Falle eines Flugunfalls müssen sie jeden Punkt der Start- und Landebahn in maximal drei Minuten erreichen und mit Löscharbeiten beginnen können.“
Als ihr Flugzeug zum Start rollt, sieht sie noch ein kleines Sportflugzeug auf dem Vorfeld. „So eins kann ich auch fliegen“, sagt der Mann, der neben ihr sitzt. „Wirklich? Wie finden Sie sich denn auf diesem großen Flughafen zurecht?“ „Das Miteinander von großen und kleinen Flugzeugen am Flughafen funktioniert unkompliziert, weil ich als Privatpilot in der Ausbildung das Verhalten an großen Flughäfen gelernt habe. Ich muss zum Beispiel auch alle Zeichen verstehen und per Funk mit dem Tower nach den gleichen Regeln wie die ‚Großen‘ sprechen.“, erklärt er. „Ich bin übrigens Horst.“ „Ich bin Rosalia und ich fliege zum ersten Mal. Ein bisschen nervös bin ich schon“, sagt Tante Rosalia. „Keine Sorge, das wird alles gut werden. Wenn Ihnen das Fliegen gefällt, dann kann ich sie gerne mal mitnehmen und wir schauen uns Spaniens Städte von oben an. Meine Privatpilotenlizenz gilt auch für das europäische Ausland.“ „Einen Flug nach dem anderen. Ich muss erstmal diesen Flug überstehen“, sagt Tante Rosalia. „Als ich geboren wurde, ist die Europäische Union gerade gegründet worden. Unglaublich, früher wurde mein Pass noch kontrolliert, wenn ich in die Niederlande reisen wollte und jetzt kann ich problemlos mehrere Grenzen passieren.“ Der Flieger hebt ab. Tante Rosalia ist ein bisschen aufgeregt, aber freut sich auf ihr Abenteuer und wer weiß, vielleicht fliegt sie demnächst öfter.

Rubrik #UnserEuropa

Ich bin Europäer“ hört man eher selten. Wir verstehen uns vielmehr als „Münsterländer“ oder „Kind des Ruhrgebiets“. Doch Europa beeinflusst unseren Alltag auf verschiedenen Ebenen. Wie stark, ist uns meistens gar nicht bewusst. Die Europäische Union engagiert sich in unserer Region besonders in den Bereichen Wirtschaft, Schule, Umwelt und Sicherheit. Die Rubrik #UnserEuropa zeigt, wo die EU im Regierungsbezirk Münster sichtbar ist.

Weitere Informationen:
www.bezreg-muenster.de