Seniorenwettbewerb
Für den Seniorenwettbewerb am Mittwoch wurden 8 bis 12 m/s Wind vorhergesagt, in Böen noch mehr. Das veranlasste den Organisator, sich schon am Dienstagabend für eine Verschiebung auf den Donnerstag zu entscheiden, an dem ursprünglich der am Sonntag ausgefallene WC-Wettbewerb nachgeholt werden sollte. Dieser wurde damit endgültig ersatzlos gestrichen. Der Mittwoch wurde also zum wiederholten Mal zu Ausflügen und anderen Freizeitaktivitäten genutzt. Am Donnerstag sollten sich die Mannschaftsführer um 9:00 Uhr mit der Wettbewerbsleitung treffen, um über den Startplatz zu entscheiden. Da war aber alles schon am Rana-Osthang aufgebaut, obwohl alle Wetterprognosen Wind aus Südwest vorhergesagt haben. Das wäre ideal für das Alternativgelände gewesen.
Unbeeindruckt wurde um 10:00 Uhr mit dem ersten Durchgang begonnen. Da war der Wind noch schwach und schräg von rechts, also Südost. 29 von 37 Teilnehmern erreichten die geforderten fünf Minuten Flugzeit, darunter auch die deutschen Starter Alexander Winker, Werner Ackermann und Friedrich Wankerl sowie die Schweizer Heinz Bleuer und Fredi Andrist. Nur unsere Dame Guadalupe Gozalo Aguete sowie der dritte Schweizer Michael Bleuer verloren einige Zeit.
Pünktlich zum Beginn des zweiten Durchgangs kam der Wind dann entsprechend der Vorhersage parallel zum Hang oder sogar leicht von hinten. Im dritten Durchgang wurde es noch turbulenter und schwieriger. Man musste einen perfekten Startmoment und Thermikunterstützung erwischen, um eine Chance auf ein Maximum zu haben, das im zweiten Durchgang noch zehn und im dritten nur noch sieben Starter erreichten, darunter leider kein Deutscher und kein Schweizer. Bei vielen Teilnehmern lag die Stimmung nach diesen zwei Durchgängen am Boden.
Für die beiden letzten Durchgänge wurde die Flugzeit dann auf vier Minuten verkürzt. Weil der Wind zumindest für einige Momente etwas auf den Hang kam und im Vorfeld meist gute Thermik zu finden war, gab es wieder 21, genauer gesagt 20 Maximalzeiten. So auch jeweils für Friedrich, der damit als bester Deutscher auf Rang 14 landete, und Alexander, am Ende auf Rang 20. Fredi (Rang 29), Heinz (Rang 30), Guadalupe (Rang 32), Werner (Rang 33) und Michael (Rang 35) blieb das Pech auch in diesen beiden Durchgängen treu. Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt und führte zu den enttäuschenden Mannschaftsrängen sieben für Deutschland und neun für die Schweiz.
Trotz der widrigen Bedingungen haben es zwei Teilnehmer ins Stechen geschafft. Dabei wurde Czesiaw Ziober aus Polen mit 117 Sekunden Flugzeit Europameister vor Nadiia Arkhypska aus der Ukraine mit 94 Sekunden, die damit auch die Frauenwertung gewann. Dritter wurde Ivan Treger, dem zum Stechen nur eine Sekunde fehlte. Der Mannschaftssieg ging an Rumänien vor Polen und der Slowakei.
Ich kann mich nicht erinnern, dass die Siegerehrung bei einer internationalen Meisterschaft schon einmal um 12:00 Uhr mittags stattgefunden hat, wie dieses Mal am Freitag, wiederum im Kulturzentrum von Litomerice. Der Grund lag wohl in der Belegung des Saals durch eine andere Veranstaltung am Abend. Dadurch wurde leider ein Tag mit brauchbaren Flugbedingungen verschenkt. Ins Gesamtbild der Europameisterschaft passt auch, dass die FAI für die beiden Frauenwertungen keine Medaillen geschickt hatte. Nach dem offiziellen Abschluss der Europameisterschaft gab es ein Mittagessen. Die Stimmung danach war eher verhalten im Vergleich zu früheren Meisterschaften mit Abschluss am Abend.
Am Nachmittag wurde dann noch darüber informiert, dass der WC-Wettbewerb am nächsten Tag am alternativen Westhang ausgetragen wird. Dies, obwohl als Windrichtung Ost vorhergesagt war, was am Rana perfekt gepasst hätte. Wieder einmal war Kopfschütteln angesagt. Am Samstag kam der Wind dann wie befürchtet schräg von hinten. Das hatte viel Geschimpfe der Teilnehmer und Ratlosigkeit bei den Organisatoren zur Folge. Ich habe erfahren, dass am Rana nicht geflogen werden durfte, da der Samstag nicht mehr gegenüber den Gleitschirmfliegern reserviert wurde. Wie gut die Bedingungen dort waren, zeigten die fast zwanzig Gleitschirme, die bei der Rückfahrt um 7:00 Uhr abends noch hoch über dem Rana flogen.
Es wurde bis 12:00 Uhr gewartet, ob sich an der Windrichtung etwas ändern würde, was leider nicht der Fall war. Obwohl manche Nationen sich schon nach der Siegerehrung am Freitag verabschiedet hatten und anderen Piloten die Lust vergangen war, begannen immerhin noch 41 Teilnehmer den Wettbewerb, darunter auch Peter Kuttler, der am Morgen die 200 Kilometer aus Hof gekommen war. Schon zu Beginn wurde die Verkürzung auf drei Durchgänge angekündigt, mit zweimal drei und einmal vier Minuten Flugzeit. Am Ende erreichten vier Teilnehmer das Stechen, darunter zwei Jugendliche. Florian fehlten vier Sekunden im zweiten Durchgang, womit er den fünften Platz belegte. Die geforderten sechs Minuten erreichten drei Starter, da zu diesem Zeitpunkt der Wind tatsächlich besser auf den Hang kam und viel Thermik vorhanden war. So gab es ein zweites Stechen mit geforderten acht Minuten Flugzeit, das Leon mit gut sechs Minuten gewann, vor Alexander mit etwas mehr als vier Minuten und Jean-Luc Drapeau aus Frankreich mit knapp drei Minuten. Gratulation an Leon zu seinem ersten WC-Sieg, womit er natürlich auch Erster bei der Jugend wurde. Florian und Alexander gewannen zusammen die Mannschaftswertung. Also ein versöhnliches Ende einer mehr als durchwachsenen Woche.