Dr. Helmut Weeber - ein außergewöhnlicher Segelflugtechniker

Dr. Helmut Weeber - ein außergewöhnlicher Segelflugtechniker

Veröffentlicht von , 12. November 2013

Von mehr als 100 Jahren Segelflug hat ein Segelflieger aus dem Rheinland fast 70 Jahre miterlebt – und mit neuen technischen Lösungen immer wieder mitgestaltet. Jetzt ist Dr. Helmut Weeber von der Luftsportgemeinschaft Kesselsweier aus Hilden nahe Düsseldorf im Alter von 86 Jahren gestorben.

Er begann mit dem Segelflug im Juli 1941 in Borkenberge mit Rutschern auf dem Schulgleiter und blieb bis zum hohen Alter aktiv, zuletzt mit seiner ASW 20. Im Gedächtnis vieler Segelflieger bleibt der sehr zurückhaltende Helmut Weeber, der im Hauptberuf zunächst Physiker am Max-Planck-Institut in Düsseldorf und später jahrzehntelang Geschäftsführer eines Unternehmens zur zerstörungsfreien Materialprüfung war, unter anderem durch seinen rastlosen, kreativen und akribischen Einsatz zur technischen Verbesserung der Flugsicherheit. Einer ganzen Generation von Werkstattleitern sind die höchsten Ansprüche, die er dabei an seine Arbeit stellte, zum Vorbild geworden. „Er war immer Wissenschaftler mit einer starken Neigung zu perfektem Handwerk“, sagt ein Weggefährte heute.

An vielen Stellen gelangen ihm echte Verbesserungen: Beim Doppelraab zum Beispiel fiel ihm eine unzureichende Wirkung des Seitenruders auf – er konstruierte eine verlängerte Nase, die die Flugeigenschaften deutlich verbesserte. Es folgte eine verbesserte Ka6, dann bauten vier Vereinsmitglieder unter seiner Leitung die K8 WE mit geänderten Rumpf- und Tragflächenformen – ein Einzelstück mit außergewöhnlich harmonischen Flugeigenschaften, mit der noch vor kurzem 500 Kilometer Strecke geflogen wurden. Neben dem Doppelraab optimierte Helmut Weeber auch die ASK 13 seines Vereins, den er jahrelang als Erster Vorsitzender geleitet hat.

Dr. Helmut Weeber

Dr. Helmut Weeber

Den Anstoß zur Verbesserung der Aerodynamik von Rümpfen hatte ein Gespräch mit dem legendären Segelflieger Heini Dittmar gegeben, den Weeber in den 50er Jahren in Samedan getroffen hatte: Dittmar berichtete ihm, dass der Rumpf bei einem Segelflugzeug aus der Schweiz zu dick sei und die Strömung sich bis zum Leitwerk nicht beruhigt habe.
Weeber widmete sich auch dem Windenstart und entwickelte das „Telwis“, das telemetrische Windeninformationssystem. Es überträgt die Geschwindigkeit eines Segelflugzeugs im Windenstart in Echtzeit zum Windenfahrer, ermöglichte auf dem Segelfluggelände Kesselsweier viele Jahre optimale und sichere Starts und wird jetzt bei der LSG Langenfeld eingesetzt, mit der der Verein Kesselsweier zu Jahresbeginn fusionierte. Vor der Zeit elektronischer Rechner optimierte er zudem pneumatische Varios, Sollfahrtgeber und Endanflugrechner.

Der Erfindungsgeist von Helmut Weeber lebt weiter: Segelflieger aus Kesselsweier, die er in die Technik des Segelflugs eingeführt hat, haben gerade ein Kollisionswarnlicht entwickelt, das nur bei Flarm-Alarm aktiviert wird. So beeinflusst Helmut Weeber auf seine Weise seinen Sport auch über seinen Tod hinaus.

Dr. Helmut Weeber hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.