Marler "Goldregen" über Skydive Eschbach

Marler "Goldregen" über Skydive Eschbach

Veröffentlicht von , 26. Oktober 2016

Vom 30. August bis zum 3. September hieß es für insgesamt 15 Fallschirmspringer vom Verein für Fallschirmsport Marl (VfF) 540 Kilometer hinter sich zu legen, um im weit entfernten Eschbach bei Skyhigh über dem Schwarzwald Gold einzufangen.

Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte hieß der Gastgeber der Deutschen Meisterschaft (DM) im Fallschirmspringen Skyhigh. Und zum ersten Mal war der VfF  in sieben von 16 gemeldeten Disziplinen vertreten. Kein anderer deutscher Verein war so stark vertreten wie die Ruhrgebietler. Somit war schon vor Beginn der deutschen Meisterschaft (DM) zu erkennen wie sehr die gute Nachwuchs- und allgemeine Sportförderung in Marl Früchte trägt. Bei 25 Grad mit Windstille und einem blauen Himmel der in besagter Woche keine einzige Wolke zulassen wollte startete die DM pünktlich am Dienstag, 30. August mit den RW 4er Wettbewerben. Im RW 4er Formationsspringen versuchen vier Springer eine vorgegebene Abfolge von Formationen so oft abzufliegen, wie Zeit und Können es zulassen. Dabei fallen alle Springer aus 3.500 Metern bauchseitig zur Erde. Die Arbeitszeit beträgt hier 35 Sekunden, bis die Springer sich in etwa 1.200 Metern voneinander entfernen um sicher den Schirm zu öffnen. Damit eine Judge die Sprünge auswerten kann, springt bei jedem Team ein Kameramann mit, welcher fest zum Team gehört und alle zehn Runden mitspringt.

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Team Windfall : Petra Gatti, Jenny Harth, Jens Josefs, Georg Albersmann / Videomann : Dave Littlewood

In der Fortgeschrittenen Klasse startete das Team Windfall für Marl und belegte bei neun teilnehmenden Teams einen soliden 5. Platz. Den ersten Paukenschlag für Marl gab es in der Einsteiger Klasse. Dort sicherte Team Charlie von acht Teams mit einem Start-Ziel-Sieg das erste Gold für Marl. Von Null auf Hundert direkt bei der ersten Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft. Während 130 RWler in 2,5 Tagen 250 Absprünge absolvierten und die zwei Turbinen der zwei Caravans nur über Nacht verschnaufen durften, bereiteten sich die anderen Teilnehmer auf ihren Einsatz mit Trainingssprüngen vor. Denn ab Donnerstagmittag ging es dann für die Wingsuiter, Freeflyer und Speed Skydiver scharf los. So dauerte es nicht lange, bis das zweite Gold für Marl über dem schönen Schwarzwald erflogen wurde. In der Disziplin Wingsuit Performance legte Helmut Tacke ebenfalls einen Start-Ziel-Sieg hin. Aber dem nicht genug ging auch der zweite, dritte und sogar vierte Platz in dieser Disziplin nach Marl. Bei der Wingsuit Performance werden insgesamt sechs Sprünge absolviert. In je zwei Runden geht es dann einmal um die längste Distanz, einmal um die höchste horizontale Geschwindigkeit und schlussendlich um die längste Zeit. Das Messfenster liegt hier immer zwischen 3.000-2.000 Metern über Grund. Somit muss der Wingsuitflieger bei Dinstanz z.B. eine möglichst weite Strecke zurücklegen wenn er sich zwischen 3.000-2.000 Metern über Grund befindet and so on für Geschwindigkeit (höchste Durchschnittsgeschwindigkeit) und Zeit (längste Zeit). Die Wingsuiter aus Marl bestätigten somit ihre geballte Kompetenz, denn nicht nur der Wingsuit Bundestrainer (Helmut Tacke) ist in Marl stationiert, sondern Marl ist auch schon seit über 10 Jahren ein Anlaufpunkt für die besten Wingsuiter der Welt, die sich einmal im Jahr zu Wings over Marl, dem größten deutschen Wingsuitwettkampf, im Ruhrgebiet versammeln.

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Team Nimbuz : Mark Schillberg, Mirja Aßmann, Philipp Exner

Zweimal Gold, einmal Silber und Bronze war den Marlern schon sicher, aber dabei sollte es nicht bleiben. Philipp Exner holte den dritten Titel nach Marl im Freestyle. Beim Freestyle fliegt ein Springer eine eigene Kür, im Grunde wie beim Schlittschuhlaufen oder Tanzen und wird dabei von einem Videomann begleitet, dessen Videoleistung ebenfalls in die Wertung mit einfließt. Nach 7 Sprüngen von denen 5 mal die Kür geflogen wird und zweimal eine Pflicht gezeigt werden muss, konnten sich die Marler Mark Schillberg (Video) und Philipp Exner (Performer) von der Konkurrenz absetzen und sich aus 4.300 Metern Absprunghöhe Gold sichern. Der Hunger war aber noch lange nicht gestillt. So legten Mark Schillberg, und Philipp Exner im 2er VRW direkt mit Gold nach. Im 2er VRW werden von 2 Performern gleich wie beim RW vorgegebene Formationen geflogen und von einem Videomann gefilmt. Angetreten waren hier für Marl als Team Nimbuz Mirja Aßmann, Philipp Exner und Mark Schillberg (Video). Bei einer Absprunghöhe von 4.300 Metern und einer Arbeitszeit von 35 Sekunden konnte sich das Team.

Nimbuz am Ende nach sechs Sprüngen klar mit zwanzig Punkten Vorsprung zu Platz zwei durchsetzen. Anders als beim RW fällt man hier nicht auf dem Bauch, sondern im Headup (eine Art Sitzposition) und Headdown (eine Art Kopfstand). Gekrönt wurde die einzigartige Vereinsleistung durch den dritten Platz von Philipp Exner beim Speed Skydiving. Nach acht Sprüngen gewinnt der Springer, der bei den besten fünf von acht Sprüngen die höchste vertikale Durchschnittsgeschwindigkeit in der Addition erreicht. Philipp Exner startete hier zum ersten Mal und “hüpfte“ mit einem Durchschnitt von 416,74 km/h direkt einmal auf das Treppchen. Speed Skydiving ist die schnellste unmotorisierte Sportart der Welt. Der Weltrekord liegt hier bei unglaublichen 601,26 km/h. Ganz so schnell wurde es bei der deutschen Meisterschaft zwar nicht, aber alleine schon der Gedanke mit über 400 km/h der Erde entgegen zu rasen, kann dem ein oder anderem schon eine kleine Gänsehaut hervorlocken.

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Team Charlie : Julia Eitze, Susanne Hönig, Andreas van Treek, Carsten Warta / Videomann : Michael Gerold

Zur Bilanz: Mit viermal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze sicherten sich alle Teilnehmer aus Marl einen kleinen Eintrag in der Vereinsgeschichte. Nie zuvor war der Verein für Fallschirmsport Marl bei einer deutschen Meisterschaft erfolgreicher. Nie zuvor gelang es einem einzigen Springer (hier Philipp Exner) in Deutschland zwei Goldmedaillen und eine Bronzemedaille bei einer deutschen Meisterschaft in drei unterschiedlichen Disziplinen zu erfliegen. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit. Denn wer die ambitionierten Springer in Marl schon länger beobachtet, konnte schon seit langen erkennen, dass sich hier im Herzen des Ruhrgebiets großes beim Fallschirmspringen abzeichnet. Auch wenn der Sport sehr kostspielig ist und Förderungen rar gesät sind, investieren die Fallschirmspringer aus Marl jede freie Sekunde und jeden nötigen Euro um sich weiterzubilden und ihre Fähigkeiten auszubauen. So darf man gespannt sein, was das Jahr 2017 für positive Überraschungen bereit hält.

Die Teilnehmer aus Marl bei den deutschen Meisterschaften in Eschbach:
Mirja Aßmann, Julia Eitze, Philipp Exner, Petra Gatti, Susanne Hönig, Benedikt Hövelmann, Jens Josefs, Florian Kaschuba, David Littlewood, Kay Rüber, Mark Schillberg, Kaj Sewald, Helmut Tacke, Andreas van Treeck und Carsten Warta

Text: Philipp Exner

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Preisverleihung Wingsuiter : v.l. Jörg Kleine, Florian Kaschuba, Kay Rüber, Kaj Sewald / vorne v.l. Thor Mieglitz, Helmut Tacke