Brandherde aus der Luft erkennen

Text: Volker Engelmann, Daniela Blobel

Brandherde aus der Luft erkennen

Veröffentlicht von , 01. Juli 2019

Text: Volker Engelmann, Daniela Blobel

Piloten sind nicht nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Sie haben insbesonders auch die Sicherheit der Bevölkerung im Fokus. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Sportpiloten beim Fliegen über Land Brände entdecken, melden und dadurch ihren Beitrag dazu leisten, einen größeren Schaden zu verhindern. Die gezielte Weitergabe von Koordinaten ermöglicht der Feuerwehr schnelles Eingreifen.

Insbesondere in den waldreichen und bergigen Gebieten des Sauer- und Siegerlandes können Waldbrände auch abseits öffentlich zugänglicher Straßen durch Selbstentzündung entstehen – zum Beispiel durch Glasscherben.

„Im Ausbildungsbetrieb des AEROCLUB | NRW gehört es zum Standard, angehende Piloten darin zu schulen, sich an der Beobachtung der Umwelt zu beteiligen und entsprechende Dringlichkeitsmeldungen unverzüglich abzusetzen“, so Hermann-J. Hante, Ausbildungsleiter NRW.

Wald-Großbrand verhindert

Sebastian Horstmann ist Fluglehrer beim Luftsportclub Attendorn-Finnentrop e.V. Am vergangenen Samstagnachmittag war er gemeinsam mit seiner Freundin Jana in der Jodel DR 1050 unterwegs über dem Sauerland. Die Jodel ist ein Oldtimer-Motorflugzeug, das Anfang der 60er Jahre gebaut wurde. Jana und Sebastian fliegen oft und gerne über ihr Heimatgebiet. „Das Sauerland ist einfach traumhaft und es schafft eine besondere Verbundenheit, die Schönheit seiner eigenen Heimat von oben zu sehen“, schwärmt Sebastian.

Als Jana während des Fluges am Samstag eine Rauchfahne in etwa fünf bis sechs Kilometer Entfernung entdeckt, reagiert Sebastian sofort. Er funkt seinen Turm auf dem Flugplatz Attendorn-Finnentrop (EDKU) an und gibt die Position des entstandenen Waldbrandes durch. Vom Turm aus wird die Feuerwehr benachrichtigt. Horstmann dreht im Umkreis noch zwei Sichtungsrunden, um zu überprüfen, ob noch weitere Brandherde erkennbar sind. Das sind sie nicht – mit dieser Gewissheit kehren Jana und Sebastian zurück zum Flugplatz. Durch das sichere Erkennen des entstandenen Waldbrandes und die präzise, schnelle Weitergabe der Information, konnte die Feuer- und Rettungswache Plettenberg gezielt eingreifen und das Bodenfeuer unter Kontrolle bringen.

Sebastian Horstmann / Foto: Privatbestand

Sebastian Horstmann (33): Mit dem Segelfliegen hat er angefangen als er 13 Jahre alt war. Seine Schule hatte eine Schülerfluggemeinschaft mit einem Segelflugverein. Seitdem fliegt er. Zweieinhalb Jahre lang war er im Kader der Nationalmannschaft. 5.500 Flugstunden, davon über 3.000 im Segelflieger hat er bisher absolviert. Seit 10 Jahren ist er Fluglehrer für Segelflug und Motorflug. Er bildet Flugschüler mit aus, erteilt Schleppberechtigung, gibt Einweisungen und Umschulungen auf andere Flugzeugmuster. Seit Anfang 2018 ist er Berufspilot. Erst ist er Regionaljets geflogen, jetzt fliegt er Jumbolino mit 120 Sitzplätzen.

Sebastian Horstmann und Jana in der Jodel DR 1050 beim Landeanflug auf den Flugplatz Attendorn-Finnentrop. (EDKU)

NRW-Luftrettungsstaffel

Eine besondere Gefahr birgt, wenn es im Sommer über längere Zeit trocken bleibt. Das Beispiel aus Plettenberg zeigt, wie ein Früherkennungssystem aus der Luft dazu beitragen kann, Gefahren für Umwelt und Mensch rechtzeitig zu orten. Im Oktober vergangenen Jahres führte der AEROCLUB | NRW mit dem Innenminister des Landes NRW, Herbert Reul, das erste Gespräch über eine NRW-Luftrettungsstaffel. Zu diesem Thema laufen derzeit Besprechungen, um eine gezielte Ausbildung von Piloten zum Luftbeobachter nach dem Vorbild der Luftrettungsstaffel Bayern durchzuführen.

Einen Waldbrand schnell zu erkennen und den Brandherd genau zu lokalisieren ist vom Boden aus sehr spät erst möglich. / Foto: Volker Engelmann
Von oben aus der Luft betrachtet ist eine punktgenaue Lokalisierung möglich. / Foto: Volker Engelman
Getreidefeld-Brand zwischen Raesfeld und Haltern vom 27.6.19 / Foto: Hermann-J. Hante

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Volker Engelmann

Volker Engelmann
Vorsitzender der Motorflugkommission NRW
E engelmann.daec@gmx.de