Der Flughafen Essen/Mülheim soll 2034 geschlossen werden. Dafür werden derzeit die politischen Weichen in den Städten Mülheim und Essen gestellt. Gleichzeit sind die Städte auch die Gesellschafter der Flughafen Mülheim GmbH. Auch über das Jahr 2034 hinaus soll der Flughafen Flughafen bleiben und nicht zu einem Gewerbe- und Wohngebiet werden. Die neu gegründete Bürgerinitiative „Wir bleiben Flughafen“ kämpft für den Erhalt des Flugbetriebes.

Der Flughafen Essen/Mülheim ist ein Verkehrslandeplatz im Südwesten des Ruhrgebiets und dient der Allgemeinen Luftfahrt. Der gewerbliche Flugbetrieb setzt sich im Wesentlichen aus dem Geschäfts-, dem Charter- und dem Ausbildungsflugverkehr zusammen. Hinzu kommen Ambulanz-, Sport- und Segelflüge. Jährlich finden rund 45.000 Flugbewegungen auf dem Fluggelände statt. Am Flughafen Essen/Mülheim sind viele Unternehmen, Flugschulen und Vereine beheimatet. Sie alle erhoffen sich Planungssicherheit und unterstützen die Bürgerinitiative „Wir bleiben Flughafen“.

Vereine tragen soziale Verantwortung

Der AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr e.V. bildet seit fast 100 Jahren flugbegeisterte Menschen zu Piloten auf Segelflugzeugen, Motorseglern sowie Motorflugzeugen aus und betreibt ebenso Modellflug. Derzeit befinden sich rund 60 Flugschüler in der Ausbildung, die von knapp 20 ehrenamtlichen Fluglehrern unterrichtet werden. Die Jugendabteilung des Vereines besteht aus über 70 Flugschülern und Piloten und zählt damit zu einer der größten Nordrhein-Westfalens. Junge Segelfliegerinnen und Segelflieger kennen den Aeroclub bzw. den Flughafen Essen/Mülheim beispielsweise auch durch das Landesjugendvergleichsfliegen, welches dort im Jahr 2018 erfolgreich ausgerichtet wurde.

Gegründet 1902, ist mit dem Luftsportverein Essen e.V. (LVE) auch der älteste Luftfahrtverein Deutschlands auf dem Flughafen Essen/Mülheim beheimatet. Das Ausbildungsangebot bezieht sich auf Motorflugzeuge und weitere Qualifikationen, wie das Nachtflug Rating.

Der dritte Verein, der den Flughafen im Ruhrgebiet sein Zuhause nennt, ist der Hanseatische Fliegerclub Düsseldorf e.V. Gegründet wurde der Verein vor über 50 Jahren von einigen Lufthanseaten, die „die Freiheit über den Wolken“ aus eigener Erfahrung erleben wollten. Dank der großzügigen Unterstützung der „Mutter“ Lufthansa konnte der damals noch junge Verein seine gesteckten Ziele verwirklichen. 2006 fand aufgrund neuer EU-Sicherheitsrichtlinien und der sich daraus ergebenden hohen Kosten, der Umzug des HFC DUS vom Flughafen Düsseldorf nach Essen/Mülheim statt.

Schützenswert

„Der Flughafen Essen/Mülheim hat in vielerlei Hinsicht Schützenswertes zu bieten.“ Mit diesem Leitsatz ist die Bürgerinitiative Anfang des Jahres an den Start gegangen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, den Flughafen Essen/Mülheim in seiner Vielschichtigkeit ganzheitlich zu betrachten und nach außen zu vertreten.

Essen/Mülheim ist zum Beispiel der bundesweit zweitgrößte Standort für die Pilotenausbildung. Er beheimatet drei Flugschulen. FFL und TFC – German Flight Camp bilden seit Jahren Piloten für große Fluggesellschaften aus. Viele Urlauber fliegen heute mit Pilotinnen und Piloten, die in Essen/Mülheim die nötigen Lizenzen erworben haben. Die hochmodernen Flugsimulatoren auf dem Campus der TFC European Airline Services bieten ein zuverlässiges und für die Sicherheit relevantes Training – sowohl den Flugschülern, angehenden Verkehrspiloten und auch anderen aktiven Pilotinnen und Piloten.

Mit dem „Rotem Baron“ oder dem Luftschiff „Theo“ sind einige interessante Luftfahrtzeuge am Flughafen beheimatet. „Theo“ ist der einzige noch fliegende Blimp (Prallluftschiff) der Welt. Auch plant der Betreiber und Eigentümer des Luftschiffes – die WDL – den Bau einer neuen Luftschiffhalle mit angeschlossenen Veranstaltungsflächen

Perspektiven und Zukunftschancen

Die Initiative sieht ebenfalls attraktive Perspektiven und Zukunftschancen für den Flughafen in den Bereichen Technologien, Ausbildung, Wirtschaft sowie Nachhaltigkeit.

Die FFL beispielsweise initiierte einen dualen Studiengang mit der FH Aachen. Neben einen Bachelor-Studienabschluss in Flugbetriebstechnik (Bachelor of Engineering) schließt dieser Studiengang auch den Abschluss der Verkehrspilotenlizenz mit ein. Die Kooperation steht im Kontext der Untersuchung von zukünftiger Elektromobilität sowie der Integration von Elektroflugzeugen in die Berufspilotenausbildung. Die Erkenntnisse fließen direkt in die zukünftige Berufsausbildung von Lufttaxi-Piloten ein. In diesem Zukunftsmarkt wird die FFL und damit auch der Flughafen Essen/Mülheim ebenso von Anfang an präsent sein.

Links

Den Flughafen Essen-Mülheim hat das Präsidium des AEROCLUB | NRW e. V. bewusst als Tagungsort gewählt, um den beheimateten Vereinen vor Ort und der WDL persönlich auszusprechen, dass der Landesverband des organisierten Luftsports in Nordrhein-Westfalen sich für den Erhalt des Flughafens einsetzt. Für den Erhalt des Flughafens Essen-Mülheim rückt der AEROCLUB | NRW e.V. zum Schulterschluss auf.

Die Brisanz um die Schließung des Flughafens hat das Präsidium des AEROCLUB | NRW dazu veranlasst, auch mit der Wahl des Tagungsortes ein Zeichen des Zusammenhalts zu setzen. Das zweithöchste, 25 Personen starke Gremium des Verbandes traf sich am 5. Oktober in der Luftschiffhalle der WDL Luftschiffgesellschaft, um die Jahreshauptversammlung des Verbandes, die im November stattfindet, vorzubereiten. An dieser Sitzung nahmen auch DAeC-Präsident Stefan Klett und DAeC-Vizepräsident Gunter Schmidt als Vertreter des Bundesverbandes teil.

Der Flughafen Essen-Mülheim beheimatet drei Mitgliedsvereine des AEROCLUB | NRW. Im Jahr 2024 soll der Flughafenbetrieb am Flughafen Essen-Mülheim eingestellt werden, da der Pachtvertrag mit den Betreiber-Städten Essen und Mülheim ausläuft. Das bedeutet, dass auch die Vereine in Gefahr sind, ihre Sportgrundlage zu verlieren.

Im Rahmen der Präsidiumssitzung gab es eine Gesprächsrunde zum aktuellen Sachstand des Flughafens. Constantin Budny, Jugendleiter des Aero Club Mülheim e.V. und Mitglied in der Luftsportjugend NRW, gab einen Einblick in die Arbeit der Essener und Mülheimer Luftsportvereine im Bereich Ausbildung und Jugendarbeit. Frank Peylo und Barbara Majerus, die Geschäftsführenden der WDL Luftschiffgesellschaft mbH und Christian Beinecke, WDL-Flugbetriebsleiter, gaben Hintergrundinformationen zum auslaufenden Pachtvertrag und beantworteten die Fragen der Präsidiumsmitgliedern. Die Anwesenden sind sich einig, dass sie 2020 weiter gemeinsam für den Erhalt des Flughafens agieren, zum Beispiel im Rahmen der Luftraumtage NRW, eine Fachtagung zum Thema Luftraum und Sicherheit.

„Die Landesregierung definiert Sportland Nr. 1: NRW. Sportvereine sind Bildungsakteure. Unsere Aufgabe ist es, unsere Vereine darin zu unterstützen, ihren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen zu können. Dazu gehört es, in diesen herausfordernden Zeiten zusammenzurücken, um gemeinsam den Verantwortlichen der Städte Essen und Mülheim die Vorteile und die Vielfalt des Entwicklungspotentials am Standort Essen-Mülheim darzulegen.“
Stefan Klett, Vizepräsident LSB NRW e.V., Präsident DAeC e.V., Präsident AEROCLUB | NRW e.V.

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Präsidium und Geschäftsführung des AC NRW zu Gast in der WDL-Luftschiffhalle